Als Wilhelm Metten im Jahr 1902 seine Landmetzgerei direkt gegenüber des Finnentroper Bahnhofs eröffnete, konnten die Schweine noch vom Zug aus über die Straße getrieben werden – heute ist das auf der vielbefahrenen B236 nicht mehr vorstellbar… Aber nicht nur die Umgebung rund um das Traditionsunternehmen hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert, auch der Betrieb selbst ist stetig in Bewegung: Zunächst expandierte der kleine Schlachtbetrieb in die links und rechts angrenzenden Gebäude, als der Platz nicht mehr ausreichte, wurde sogar Felskammern für die Schinkenreifung in den Berg hinein gesprengt. In den Nachkriegsjahren stieg die Nachfrage nach Würstchen weiter an. 1961 gelang Wilhelm Metten Junior eine echte Pionierleistung: Er machte die frische Ware in einer Salzlake haltbar – die Rezeptur der „Dicke Sauerländer“ Bockwurst, die sich mit jährlich mehr als zehn Millionen verkauften Dosen zu Deutschlands beliebtestem Konserven-Würstchen entwickelte, ist seitdem nahezu unverändert und ein wohl gehütetes Familiengeheimnis.
Seinen Standort musste das Unternehmen hingegen sehr wohl ändern, die Kapazitäten im Herzen Finnentrops konnten der steigenden Produktion platzmäßig nicht mehr gerecht werden, und so wurde 1986 auf der „grünen Wiese“ im Industriegebiet von Finnentrop auf der grünen Wiese der neue Schlacht- und Zerlegungsbetrieb errichtet. Ab der Jahrtausendwende konzentrierte sich die Metten wieder auf ihre Kernkompetenz – nämlich auf die Produktion von schmackhafter Wurst nach den höchsten Qualitätsstandards – und stellte die Schlachtung ein. Heute sind über 400 Mitarbeiter im Unternehmen tätig, ca. 300 Tonnen Ware verlassen jede Woche das Werk in Richtung des gesamten Bundesgebietes und darüber hinaus.
Für Tobias Metten war es keine Pflicht, das Familienunternehmen irgendwann einmal zu übernehmen, es war sein ausdrücklicher Wunsch! Doch bevor er 2009 als vierte Generation in die Firma einstieg, machte er sich auf den Weg, um auswärts Erfahrungen zu sammeln: Zum Zivildienst ging es nach Hamburg, für das internationale BWL-Studium nach Wiesbaden, Auslandssemester in den USA und in Argentinien folgten. Schließlich übernahm er bei der „Duisburger Hafen AG“ – dem größten Binnenhafen Europas – die Vorstandsassistenz, verantwortete später die gesamte Kommunikation, führte Projekte in der Unternehmensentwicklung durch, war überwiegend im internationalen Geschäft tätig.
Viel hat er in dieser Zeit gelernt, viel war er in der Welt unterwegs, doch den Kontakt zur Heimat hat er nie verloren. Und als er endlich in die Region zurückzog, ins Familienunternehmen einstieg, zunächst die Leitung des Marketings, dann die Vertriebsleitung und schließlich die Geschäftsführung in Zusammenarbeit mit seinem Vater übernahm, war ihm eins mehr als deutlich geworden: Nur, wenn man auch mal außerhalb des Sauerlandes gelebt hat, weiß man so wirklich, was man an der Heimatregion hat.
Schon kurz darauf hatte er seine ersten Berührungspunkte mit „Sauerland Initiativ“ und zögerte auch nicht lange, den Vorstandsvorsitz von Karin Schulze 2014 zu übernehmen und im Vier-Jahres-Turnus bereits zum zweiten Mal verlängert zu haben. Denn Tobias Metten teilte nicht nur die Werte und den hohen Fokus auf Qualität, sondern auch das Ziel: Eine Region mit viel Wirtschaftskraft und fähigen, jungen wie älteren Talenten durch Vernetzung und gezielte Maßnahmen noch stärker zu machen.
Im Vergleich mit Gesamt-Deutschland stand das Sauerland aufgrund des gesunden Mittelstandes –besonders im Bereich der Metall-, Elektro- und Kunststoffindustrie – schon immer etwas besser da und wurde in Bezug auf Fördermittel oftmals nicht so stark unterstützt wie andere Regionen. Als Teilmenge und „starkes Herz“ von Südwestfalen profitierte es von der „Regionale“, doch im Hinblick auf den Strukturwandel sind weitere Maßnahmen unabdingbar. Besonders im Zusammenhang der Verkehrs-, Gesundheits- und Telekommunikations-infrastruktur steht der ländliche Raum vor großen Herausforderungen – ist der Ausfall der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid auch nur eins von vielen Beispielen, so werden die Bevölkerung und die Wirtschaft in Südwestfalen noch einige Jahre darunter zu leiden haben. Inzwischen ist auch der Fachkräfte-Mangel deutlich zu spüren: Das Sauerland ist stark industriell aufgestellt, Dienstleistungssegmente sind oftmals an die Großstadt gebunden und erfordern im ländlichen Raum die Kreativität des Arbeitgebers, um Fachkräfte aus der Region für sich zu gewinnen.
All diesen Herausforderungen nimmt sich „Sauerland Initiativ“ an und verleiht der Region eine Stimme, die politisch unabhängig agiert und die Erfordernisse vor Ort kennt. Tobias Metten ist optimistisch, dass auch schwierige Zeiten gemeinsam gemeistert werden können, und setzt dabei besonders auf eine Eigenschaft: Der Sauerländer ist stur, und das im besten Sinne. Somit verfügt er über das entsprechende Durchhaltevermögen, das in manchen Situationen nun einmal notwendig ist, und die Beständigkeit, langjähriges Vertrauen nicht zu enttäuschen und weiterhin auf einen hohen Qualitätsstandard sowie auf liebgewonnene Traditionen zu setzen.
So wird sich auch in diesem Jahr ein beachtlicher Teil der deutschen Haushalte an Heiligabend auf die „Dicke Sauerländer“ Bockwurst zum Kartoffelsalat freuen können, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Metten-Gruppe auch in fünfter Generation in Familienhand bleiben wird: Tobias Metten hat drei Kinder, doch auch für sie soll es ein Wunsch und eben keine Pflicht sein, irgendwann einmal in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten…